Hongkong/Zürich : Lee Chun Fung

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von: Gabriel Flückiger



Die ART Basel ist in Asien angekommen, der riesige Wolkenkratzer M+, von Herzog & de Meuron gebaut als Vision eines «globalen Museums», bald auch. Daneben gibt es in Hongkong aber Akteure, die sich fern des Marktes und grosser Institutionen sozial-politischen Themen widmen. So der Künstler und Kurator Lee Chun Fung (*1984) mit seinen Gedenkaktionen zum Tian'anmen-Massaker.

«What the post-80s people remember is blurry fragments.» Lee Chun Fung spricht für seine Generation - die heute so alt ist, wie die Studierenden, welche 1989 auf dem Pekinger Platz des himmlischen Friedens gegen korrupte Beamte sowie für mehr Meinungs- und Pressefreiheit einstanden und am 4. Juni gewaltvoll niedergewalzt wurden. Die heutige Generation hat den Esprit um Tian'anmen nur noch vage im Bewusstsein. Umso erstaunlicher, meint Lee, da viele der damaligen Anliegen - die wuchernde Korruption beispielsweise - auch heute noch aktuell seien. Von staatlicher Seite wird Tian'anmen vertuscht und in der Geschichtsschreibung nicht berücksichtigt, doch in Hongkong, das als «Sonderverwaltungszone» gewisse Autonomie besitzt, wird dem blinden Fleck jährlich mit einer Mahnwache und mehreren tausend Kerzen im Victoria Park gedacht. Auch Lee Chun Fung geht regelmässig dorthin.

2010 initiierte er zusammen mit Chung Wai Ian die Aktion ‹Cycling to the Square›, an der eine jährlich wachsende Gruppe von Fahrradfahrer/innen teilnehmen. Das Fahrrad, mit dem viele Studierende auf den Tian'anmen-Platz fuhren, und nicht Bilder der Panzer soll die Erinnerung aktivieren. Lee versteht seine Praxis als «community activism» und sein Engagement mit Festivals, Ausstellungen, Workshops will «a platform for the younger generation to get to talk about June 4th» kreieren. So bestand ‹64 stories› neben Performances und Vorträgen aus Erinnerungsfetzen von Einwohner/innen, die im Umkreis von ‹Wooferten› lebten - einem lange Zeit staatlich unterstützten, doch nun von Lee und anderen organisiertem Kunstraum.

Im Vorfeld des diesjährigen 4. Juni häuften sich Hinweise auf eine repressive Abschreckungsstrategie der chinesischen Regierung: Auf dem Festland wurden mehrere Aktivisten, Künstler und Intellektuelle, darunter auch der Menschenrechts- und Ai Wei Wei-Anwalt Pu Zhiqiang, kurzzeitig inhaftiert sowie deren Wohnungen durchsucht, und in Hongkong wurde der Künstler Lee Wen nach einem Uni-Vortrag und chinakritischen Äusserungen auf der Toilette attackiert. Im Rahmen des Projekts ‹Visualization Strategies & Public Spheres› von FOA-FLUX und Connecting Spaces Hong Kong - Zurich werden u.a. Lee Chun Fung und ‹Wooferten› im Gasthaus zum Bären/Museum Bärengasse ihre Arbeit vorstellen.



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Ausgabe7/8  2014
AusstellungenCycling to the Square [12.07.14-27.07.14]
InstitutionenMuseum Bärengasse [Zürich/Schweiz]
Autor/inGabriel Flückiger
Künstler/inChun Fung Lee
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